Gelungener Start in die neue Wettkampfsaison!

In Worten: Neunundachtzig Starts gab es beim 1. Wettkampf zur diesjährigen offenen Landesmeisterschaft im Sportklettern in NRW im ChimpanzoDrome in Frechen, eine Teilnehmerzahl, die auf Grund des geänderten Modus dennoch zeitlich gut zu bewältigen war, wir waren eher fertig als bei so manchem Wettkampf in der vergangenen Saison mit gut 60 Starts.

Aber der Reihe nach!

Bis in die frühen Morgenstunden des Samstags hinein hatte das Routenschrauberteam aus dem ChimpanzoDrome um Chefschrauber Norwin Hauke-Ulmen gearbeitet, um die 9 Qualirouten und die 4 Finalrouten, die benötigt wurden, fertig zu bekommen. Die Kletterinnen und Kletterer belohnten diese Arbeit mit „großem Sport“, wie Landestrainer Mike Schuh in seiner Abschlussbewertung feststellte.

Schon früh um halb 9 standen die ersten Teilnehmer vor der Tür, nervös, ob der vielen Fragezeichen, die der neue Qualimodus noch mit sich brachte. Und dann strömten die Massen! Bis 11 Uhr, dem Ende der Registrierungs- und Nachmeldezeit, kamen immer wieder weitere Teilnehmer, ca. 80 % hatten sich vorab übers Internet angemeldet, die restlichen 20% hatten auf die adhoc-Anmeldung vor Ort gesetzt. Solche spontanen Teilnahmeentscheidungen sind an sich sehr erfreulich, allerdings machten sie es den Organisatoren, allen voran den Routenschiris, in der Anfangsphase sehr schwer. Immer wieder mussten die ausgedruckten Listen um nachgemeldete Teilnehmer ergänzt werden. Ein Nachteil des neuen Modus für die Organisatoren, ein Vorteil für die Aktiven, die es jetzt selbst in der Hand haben, wann sie anreisen und in die Qualifikation einsteigen. Wie sich am Ende zeigte, hatten sich einige wenige Teilnehmer allerdings zu wenig Zeit gegönnt um ihre Qualirouten klettern zu können, was dazu führte, dass sie zum Ende auf ihren 4. Qualiversuch verzichten mussten. Da hilft nur eins, beim nächsten Mal ein wenig eher anreisen! Pünktlich nach 4,5 Stunden um 14 Uhr, die Quali hatte mit einer halben Stunde Verspätung um 9.30 Uhr begonnen, wurde die Qualifikationsrunde beendet, die Auswertung begann.

Bis dahin machten kritische Kenner der Wettkampfszene viele unterschiedliche Beobachtungen:

  • Bei allem Teilnehmern war ein größerer Grad an Nervosität zu beobachten als es früher beim alten Modus der Fall war. Zu viele Unsicherheiten gab es noch. Dies führte in dem ein oder anderen Fall zu überraschenden Ergebnissen.
  • Fast alle Teilnehmer machten von der Möglichkeit 4 Routen zu versuchen, um zu 2 möglichst optimalen Ergebnissen zu kommen, Gebrauch.
  • Durch die freie Auswahl bei den Qualirouten wählten viele Teilnehmer deutlich schwierigere Routen als sie in den vergangenen Jahren in der Quali klettern mussten, das Niveau des gezeigten Klettervermögens war dadurch bereits in der Quali sehr hoch.
  • Die Zonierung in den Qualirouten ist bei weitem noch nicht optimal, sie wurde von vielen Teilnehmern als ungerecht
    empfunden. Schließlich ist es doch ein großer Unterschied, ob jemand in einer Route mit Ach und Krach Zone 1 erreicht oder ob jemand fast bis Zone 2 hochklettert, aber eben auch nur fast. Beide bekommen die gleiche Punktzahl. Hier muss der Qualimodus bis zur nächsten LM in Essen also überarbeitet werden, um diese Ungerechtigkeiten zu minimieren.
  • Der Routenplan für die Quali muss ebenfalls noch einmal überarbeitet werden, zeigte sich doch dass die beiden leichten Einstiegsrouten so gut wie gar nicht gewählt wurden. Hier sollte die Energie der Routenschrauber doch eher in Richtung zusätzlicher Routen im Mittelfeld gelenkt werden.
  • Überaus erfreulich war, wie die Wettkämpfer sich gegenseitig vor allem in den schweren Qualirouten anfeuerten und gute Kletterergebnisse mit Applaus honorierten. Die Zeit, sich gegenseitig zuzuschauen und über die Routen zu diskutieren war also bis auf die wenigen erwähnten Ausnahmen stets gegeben.

Fazit von Landestrainer Mike Schuh: „Diese Quali war die beste bislang, sieht man von der noch ungerechten Zonierung ab.“ Auch Landestrainer Sascha Podeiko weist auf diesen Mangel hin: „Die Zonen sind so nicht ganz objektiv.“

Die Pause vor den Finals konnte dann genutzt werden, um sich mit der leckeren Gemüsesuppe zu stärken, die die fleißigen Helfer der Sektion Rheinland-Köln, deren Sportlerbüfett im übrigen großes Lob verdiente, bereitgestellt hatten.

Die Eingabe der vielen Daten aus der Quali und die Auswertung, bis endlich die Finalteilnehmer feststanden, erwies sich durch diesen neuen Modus als sehr viel aufwendiger, so dass die Finals dann erst gut eine Stunde nach der Qualifikation beginnen konnten. Dafür liefen sie dann umso zügiger. Hier zeigte sich in allen Altersklassen, dass das Kriterium „Zeit“, das in dieser Saison neben den zurückgelegten Klettermetern mitbestimmend ist für die Endplatzierung, die Finals spannender macht. Die Kletterinnen und Kletterer waren gezwungen, Gas zu geben, wollten sie im Falle eines Gleichstandes bei den Klettermetern die Nase vorn haben. Abgesehen von „Mister Slowmotion“ Norbert Müller aus Köln ging es stets zügig zur Sache. Die Moderation durch Udo Neumann, während der Jugendfinals unterstützt durch Werner Baumann, trug mit dazu bei, dass die Finals durchaus als kurzweilig empfunden wurden. (Wenngleich nicht jeder vor Ort die Moderation durch Udo als das Non-plus-ultra ansah, es gab durchaus auch kritische Stimmen.)

Die Jüngsten waren die ersten Finalisten. Hier setzte sich bei der männlichen Jugend B Tim Baumann (Sektion Dortmund) mit einer souveränen Top-Begehung, der einzigen an diesem Tag in den Finals der männlichen Jugend, deutlich an die Spitze vor Leonard Blume (Sektion Barmen) und Abies Heising (Sektion Recklinghausen). Abies wurde der erste Nutznießer des neuen Zeitfaktors. Bei gleicher Kletterhöhe konnte er durch die deutlich schnellere Zeit seine beiden Mitkonkurrenten Felix Rottmann (Sektion Münster) und David Kühn (Sektion Siegerland) vom 3. Treppchenplatz fernhalten.

Auch bei der weiblichen Jugend B gab es nur eine Kletterin, die die Mädelsroute im 8. Schwierigkeitsgrad bis oben durchsteigen konnte: Juliane Wurm (Sektion Dortmund). Bei ihrem 1. LM-Wettkampf gelang ihr gleich der Sprung ganz oben aufs Siegerpodest. Zweite in dieser Altersklasse wurde Svenja Esken (Sektion Essen) vor Denise Plück (Sektion Rheinland-Köln).

Die Finalroute der männlichen Jugend A und der Junioren im großen Dach erwies sich an diesem Tag als zu harte Nuss für die Finalisten. Immerhin aber lag sie im Schwierigkeitsgrad 9+/10-. Nur einer konnte bis ins obere Drittel der Route vorstoßen: Markus Jung (Sektion Siegerland), der damit deutlicher Sieger bei der männlichen Jugend A wurde vor Jonas Baumann (Sektion Dortmund) und Jan Philipp Mengel (Sektion Siegerland). Ein souveräner Einstieg für Markus in die nächst höhere Altersklasse, in der er in dieser Saison klettern muss.

Bei den Junioren holte sich Fabian Hochheimer (Sektion Recklinghausen) erstmalig den Sieg. Zu oft schon hatten ihm seine Nerven einen Strich durch die Rechnung gemacht, wenn es im Finale darum ging, einen Treppchenplatz zu ergattern. Dieses Mal stimmte alles. Mit der Zeit im Nacken kletterte er ungewöhnlich zügig und schaffte es immerhin bis in den 1. „Dachbauch“. Damit konnte er sich knapp an die Spitze setzen vor einem der 4 Gastkletterer aus Kassel, Patrick Fuckner und Jan Steinmetz (Sektion Aachen).

Die weibliche Jugend A und die Juniorinnen hatten bei diesem Wettkampf zu einer gemeinsamen Altersklasse zusammengelegt werden müssen, da es bei der weiblichen Jugend A zu wenige Starterinnen gab. Hier zeigte sich, dass sich Annika Beste (Sektion Recklinghausen) nach ihrer miserablen Quali-Vorstellung wieder gefangen hatte. Als einzige konnten sie die Finaltour toppen und freute sich so über ein Happy-End dieses Wettkampftages, der ihr so ein Wechselbad der Gefühle beschert hatte. Auf Platz 2 landete Iris Schlösser (Sektion Rheinland-Köln), ganz knapp vor Svenja Suwelack (Sektion Essen).

Im Anschluss an die Jugendfinals gab es dann auch gleich die Siegerehrung für die Jugend, was vor allem bei den Eltern positiven Anklang fand, mussten doch manche noch einen sehr weiten Weg zurücklegen.

Noch einmal richtig spannend wurde es dann bei den Finals der Damen und Herren. Sie durften in wunderschönen, von Norwin Hauke-Ulmen geschraubten Routen an den Start gehen. Die Damen starteten in der Finalroute der männlichen Jugend B, mit 9 bewertet. Es zeigte sich bei allen Finalistinnen eine recht große Nervosität ob des Zeitfaktors, der sie nun in ungewohnter Schnelle durch die Route trieb. Tagessiegerin wurde, wie zuvor bei der Publikumsbefragung vorhergesagt, Sonja Schade (Sektion Bielefeld), die sich besonders freute, da sie zur Zeit, bedingt durch den Endspurt in ihrer Ausbildung, nicht so regelmäßig zum Trainieren kommt wie sie sich das wünschen würde. Knapp geschlagen auf den Plätzen 2 und 3 landeten Sabine Bannerth (Sektion Essen) und Irina Mittelman (Sektion Rheinland-Köln). Für alle ungewohnt war die unmittelbar im Anschluss an das Ablassen aus der Route stattfindende Befragung durch Moderator Udo Neumann. Das Publikum genoss diese „Überfälle“, trugen sie doch zur Auflockerung und zur Überbrückung der kurzen Wartezeit bei, die entstanden, bis die nächste Finalistin vor der Wand stand.

Höhepunkt des Tages wurde dann das Finale der Herren im großen Dach (10-/10). Bei der Publikumsbefragung wurden noch Daniel Jung und Peter Szczepanski als heißeste Favoriten gehandelt. Wie so oft, wenn 2 sich ..., freute sich schließlich der 3. im Bunde: Tim Eickenscheidt (Sektion Dortmund). Unter großem Jubel des Publikums konnte er als einziger über die blaue Halbkugel ganz oben im Dach hinausgreifen und sich dadurch den Tagessieg sichern. Daniel Jung (Sektion Siegerland) kam auf Platz 2 knapp vor Peter Szczepanski (Sektion Essen).
Ein toller Wettkampf mit guter Stimmung in einer guten Halle mit einem fachkundigen Publikum, hatte so ein die nächsten Wettkämpfe sicherlich belebendes Ende gefunden. Bleibt abzuwarten, welcher der Top-Herren am Ende des Jahres die Nase vorn haben wird.

Bleibt zum Schluss nur noch ein kräftiges Dankeschön zu sagen an die vielen Helfer der Sektion Rheinland-Köln, die Kalle Kubatschka, 3. Vorsitzender, um sich scharen konnte, an das Team der Kletterhalle ChimpanzoDrome um Hans Nathan und Achim Wiesinger sowie an das Schrauberteam um Norwin Hauke-Ulmen. Der NRW-Wettkampfzirkus wird gern wieder in Frechen Station machen!

Burgi Beste
P.S.: Noch ein Hinweis für alle, die gern zur Jahresmitte in den Landeskader NRW aufgenommen werden möchten: Der LM-Wettkampf in Essen wird für euch gleichzeitig Sichtung sein. Interessenten sollten sich im Vorfeld bei mir melden, so dass ich die 3 Landestrainer dann zur Beobachtung auf euch ansetzen kann.

P.P.S.: Wie schon in Frechen angekündigt, lade ich alle ein, im Forum mitzuteilen, wie euch der neue Modus gefallen hat und wo ihr noch Bedarf zur Überarbeitung seht.

letztes Upload 25.05.2003

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