Rekordbeteiligung bei der LM in Essen,
leider aber auch rekordverdächtige zeitliche Länge

Hochkarätigen Klettersport boten die 65 ( ! ) Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 2. Wettkampf zur nordrhein-westfälischen Landesmeisterschaft im Sportklettern, der am Samstag im Kletterpütt in Essen stattfand. Auf welch hohem Niveau diese Landesmeisterschaftswettkämpfe mittlerweile stattfinden, zeigt zum einen die Tatsache, dass die Erstplatzierten in allen Altersklassen durchaus mit den Top Ten ihrer jeweiligen Altersklasse auf nationaler Ebene mithalten können, zum anderen aber auch die Tatsache, dass selbst ein so renommierter Sportkletterer wie Christian Benk aus Isny im Allgäu Spaß daran fand, bei den NRW-Landesmeisterschaften bei den Herren zu starten und mit den NRWlern harte Nüsse vor die Füße gerollt bekam, die er zum Teil nicht knacken konnte. "Die Landesmeisterschaften sind halt keine Luschenwettkämpfe mehr, wo man für lau einen Landesmeistertitel einheimsen kann", wie einer der 3 anwesenden Landestrainer ganz treffend bemerkte.
Die beiden Routensetzer Daniel Eckermann und Christoph Kondring hatten sich als Finale für die Herren eine lange außerordentlich anspruchsvolle Ausdauerroute im oberen 9. Grad ausgedacht, die mit einer Querpassage durch den gesamten Boulderraum begann, bevor sie dann ins Dach hochstieg. Hier gestaltete sich das Ergebnis dann auch so, wie es schöner für Zuschauer und Routensetzer nicht sein kann: Peter Szczepanski konnte als Einziger toppen, Daniel Jung fiel am Top-Griff ab und kam auf Platz 2 und Christian Benk schaffte es bis zum vorletzten Griff. Zur späten Stunde schlug die Begeisterung noch einmal hohe Wellen.
Zuvor hatten auch die Damen ihre Spitzenklasse unter Beweis gestellt. In Abwesenheit von Sonja Schade, die auf Grund einer Verletzung den Wettkampf nur als Zuschauerin verfolgen konnte ( Wir drücken dir die Daumen, Sonja, dass du zur Deutschen Meisterschaft in Erlangen wieder fitt bist! ), siegte in der technisch hochkomplizierten Route, die mit einem Quergang unter einem waagerechten Dach begann und sich dann am Pfeiler so hochschraubte, dass alpine Klettererfahrungen wie piazzen durchaus von Nutzen waren, Sabine Bannerth, die als Einzige toppen konnte. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten Irina Mittelman und Heike Bode.
In derselben Route konnte auch erst die Entscheidung über den Sieg bei der weiblichen Jugend A getroffen werden. Nach dem eigentlichen Finale lagen Lina Schütze, Iris Schlösser und Annika Beste gemeinsam auf Platz 1, so dass ein Superfinale die Entscheidung bringen musste. Obwohl Iris dann noch Pech hatte, wegen einer Fehlinformation aus der Route geholt wurde und noch einmal starten durfte, zeigte sie doch die Nerven, mit Annika gleichzuziehen, die auch diese Route zuvor souverän getoppt hatte. Zu einem Supersuperfinale konnten sich beide dann allerdings nicht mehr durchringen und belegten so am Ende gemeinsam den ersten Platz.
Weniger dramatisch verliefen die Finals in den übrigen Wettkampfklassen. Hier setzten sich Svenja Esken ( weibliche Jugend B ), Carolin Schmitz ( Juniorinnen ), Daniel Jung ( Junioren ) und Jonas Baumann ( männliche Jugend A ) in ihren Altersklassen jeweils eindeutig an die Spitze.
Die Organisatoren der Sektion Essen, allen voran Gerd Schlosser, hatten ganze Arbeit geleistet, um einen super Wettkampf über die Bühne zu bringen, dennoch konnten sie nicht verhindern, dass sich der Wettkampf zeitlich arg in die Länge zog und so nicht nur die Nerven der Teilnehmer, sondern vor allem auch die Geduld der Zuschauer stark strapaziert wurden. Wer hätte schon mit solch einem Zulauf an Teilnehmern gerechnet! Da konnte selbst die beste Organisation nicht verhindern, dass sich die Finals bis weit in den Abend hinein zogen.
So wurden bereits im Anschluss an den Wettkampf erste organisatorische Veränderungen für den nächsten Durchgang zur diesjährigen LM beschlossen, der in 14 Tagen in Wesseling stattfinden wird. Diese Veränderungen werden auch die Teilnehmer selbst zu spüren bekommen. So wird es beispielsweise keine Verlängerung der Registrationszeit mehr geben, pünktlich um halb 10 wird die Registration geschlossen, damit der Wettkampf nicht schon mit Verspätung beginnt. Alle, die evtl. im Stau stecken bleiben, sollten also nicht ohne Handy-Nr. von Klaus oder mir auf die Reise gehen, so dass ihr die Möglichkeit habt, euch von unterwegs vor halb 10 zu melden.
Die Qualifikationszeit wird zeitlich deutlich begrenzt, so dass es notwendig wird, sich taktisch klug an den Routen so anzustellen, dass alle 3 Qualis innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit zu schaffen sind. Leerlauf an einzelnen Qualirouten wird dann hoffentlich der Vergangenheit angehören. Im Gegenzug wird eine Qualiroute mehr zur Verfügung gestellt, so dass es nicht wieder zu einem solch enorm langen Stau an einer Route kommen kann wie in Essen.
Die Jugendgruppen werden in 2 parallelen Finals starten, so dass auch hier deutlich Zeit eingespart werden kann.
Das Vorklettern der Routen für die Qualifikation und die Besichtigung der Finalrouten einschließlich der dazu gehörigen Erläuterungen durch die Routensetzer wird eine größere Bedeutung erhalten. Hier werden deutlich alle einzuhaltenden Spielregeln genannt werden, so dass aufmerksames Zuhören hier sehr hilfreich sein kann. Ob Seitenwände benutzt werden dürfen, ob Rohre getreten werden dürfen, ob Schweineöhrchen am Top-Griff geklinkt werden müssen, all dies wird man hier erfahren können. Zudem sollen verbotene Bereiche noch deutlicher markiert werden, so dass hoffentlich ähnliche Diskussionen wie in einer Route in Essen der Vergangenheit angehören werden.
Ob weitere organisatorische Veränderungen und evtl. auch Modusveränderungen notwendig sein werden, wird sich nach dem nächsten Wettkampf in Wesseling zeigen. Alle Veränderungen werden von den Wettkampfsportbeauftragten der nordrhein-westfälischen Sektionen auf ihrer Arbeitskreissitzung im November diskutiert werden, so dass für 2003 ein überarbeitetes Konzept für die Landesmeisterschaften erwartet werden darf. Wer sich als aktiver Kletterer, als Betreuer, als Zuschauer in diese Diskussion einbringen möchte, hat dazu in unserem Forum Gelegenheit dazu. Ab sofort ist dort eine entsprechende Diskussionsrunde eröffnet.
Fazit: Erstklassiger Sport von 65 Teilnehmern dargeboten, die als Multiplikatoren in ihren jeweiligen Trainingshallen das Sportklettern noch populärer machen werden, entschädigte für die lange Wartezeit. Ein ganz herzliches Dankeschön gilt der Sektion Essen, allen voran Gerd Schlosser, Heinz Rinus und Silke Wolf, die mit viel Engagement diesen Wettkampf auf die Beine stellten. Ein herzliches Dankeschön gilt auch den Routensetzern Daniel Eckermann und Christoph Kondring sowie ihren Helfern in der Halle, die vor allem für die Finals anspruchsvolle und abwechslungsreiche Routen schraubten.
Burgi Beste
Upload 22.09.2002

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